In der Schweiz hat das Parlament vor Kurzem die Individualbesteuerung angenommen, sprich in Zukunft sollen Ehepaare individuell besteuert werden. Soweit, so gut. Das Thema wird uns aber noch weiter beschäftigen und am 08. März 2026 wird die Schweizer Stimmbevölkerung in einem Volksentscheid darüber abstimmen, weil dagegen zwei Referenden ergriffen wurden. Die meisten OECD Länder haben bereits das System der Individualbesteuerung.
Aber halt, machen wir einen Schritt zurück: Bedeutet das also, dass aktuell in der Schweiz Ehepaare gemeinsam eine einzige Steuererklärung ausfüllen? Ja, genau. In einigen Kantonen geht es sogar so weit, dass bei Paaren mit Mann/Frau immer der Ehemann als erstes aufgelistet ist - in einigen Kantonen wurde dies nun zum Glück angepasst und neu ist es alphabetisch.
In der ganzen Debatte über die Individualbesteuerung lese ich sehr viel über Steueroptimierung, wer wie viel davon profitieren würde oder verlieren würde. Das ist wichtig und besonders interessant für die Gleichstellung, weil es zeigt, wie sich die Steuern auf Zweitverdiener*innen auswirken und damit auf die Aufteilung der Arbeit bei Ehepaaren. Beim Lesen der finanz- und steuertechnischen Ausführungen geht meiner Meinung nach aber etwas unter, dass es in dieser Vorlage darum geht, wie wir als Gesellschaft Beziehungen sehen.
Ich frage mich:
- Wieso sollte mein*e potentielle*r Ehepartner*in wissen, welche Konten ich besitze, oder ob und wie viel Geld ich investiere?
- Wieso kann ich nicht heiraten und gleichzeitig selbstbestimmt über meine finanzielle Situation reden, auch innerhalb einer Ehe?
Meiner Meinung nach ermöglicht nur das Modell der Individualbesteuerung Gleichberechtigung zwischen verschiedenen Beziehungsmodellen, sprich zwischen verheirateten Paaren, Konkubinatspaaren, Paaren mit eingetragener Partnerschaft aber auch Personen, die gar nicht in einer Partnerschaft leben.
Wie siehst du das?
Quellen und weiterführende Texte:
Aktueller Stand Schweiz:
https://daslamm.ch/steuersexismus-taktgeber-ist-der-ehemann/
https://www.srf.ch/news/ungleiche-behandlung-der-mann-kommt-bei-den-steuern-zuerst
Referendum:
Disclaimer: Dieser Text gibt eine persönliche Perspektive wieder, welche nicht zwingend mit derjenigen des Vereins oder seiner Mitglieder übereinstimmen muss.
Text: Medea
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